Aus der Fußgänger-Perspektive

FÜNF FRAGEN AN...

Dr. Katrin Korth, Geschäftsführerin von Korth StadtRaumStrategien

Exkurs: Sie beschäftigen sich u.a. mit menschengerechter Stadtentwicklung. Wie würden Sie diesen Forschungsansatz definieren?

Dr. Katrin Korth: Wir nehmen für uns in Anspruch, dass wir für Menschen planen. Tatsächlich planen wir aber oft die autogerechte Stadt weiter. Menschengerechte Stadtentwicklung betrachtet die Funktionen und Gestaltungen von Stadt und Stadtraum konsequent aus der Perspektive zu Fuß gehender und fahrradfahrender Menschen, was immer den ÖPNV einschließt. Die einfache Frage, die wir uns bei jeder Planung stellen müssen, ist: Würden wir unsere Kinder die Stadt allein erkunden lassen?

Welche wesentlichen Aufgaben muss eine gute Freiraumplanung zwingend erfüllen?

Sie muss multiperspektivisch, multifunktional und inklusiv angelegt sein, nur dann funktioniert später die übergreifende Aneignung. Sie muss heute zwingend Klimaanpassungsmaßnahmen berücksichtigen.

Inwiefern hat die Corona-Pandemie unser Verständnis von Freiräumen verändert?

Als während Corona Parks und Spielplätze gesperrt wurden, wurde wohl auch den letzten die Bedeutung der Freiräume deutlich. Nach meinem Eindruck ist diese Bedeutungsklarheit über grün-blau gestaltete Freiräume anhaltend, befördert durch die Diskussionen über Klimaanpassung. Das ist gut.

Hat sich die planerische Rolle von Stadtmöbeln über die Jahre gewandelt? Wenn ja, wie?

Stadtmöbel werden heute stärker integriert, multifunktional und aus der Bequemlichkeit und guten Nutzbarkeit für alle Altersgruppen heraus betrachtet. Das erfordert mehr individuelle Planungen und auch mehr Überlegungen bei den Herstellern.

Bestehen Parklets – also Stadtmöbel auf ehemaligen Parkplatzflächen – aus Ihrer Sicht den Praxistest oder reitet die Freiraumplanung hier ein „totes Pferd“?

Parklets funktionieren gut in den dichten, intensiv genutzten Städten als Erweiterung beispielsweise von Läden und Gastronomie. Geeignet sind sie auch für temporäre Interventionen, aber sie sind sicher kein Allheilmittel der Planung.

Zur Person

Dr. Katrin Korth plant, forscht und lehrt im Grenzbereich zwischen Freiraum- und Stadtplanung sowie Infrastrukturplanung. Ihre Schwerpunkte sind blau-grüne Infrastrukturen, bewegungsorientiert gestaltete Freiräume sowie die Belange von Kindern und Jugendlichen als essenzieller Bestandteil menschengerechter und zukunftsorientierter Stadtentwicklung.

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