Es grünt so grün - Solitäre und Spezialgehölze

Exkurs-Redakteur Hendrik Behnisch über die besonderen Eigenschaften von Solitärbäumen

Solitäre sind die Platzhirsche unter den Bäumen – sie stechen sofort ins Auge. Foto: Andreas Roloff

Vielerorts werden Bäume nur noch auf ihre Funktionen reduziert, vor allem in unseren Städten. Grund dafür sind die Auswirkungen des Klimawandels – etwa überhitzte Innenstädte und Starkregenereignisse –, die durch urbanes Grün abgemildert werden können. Fachverbände wie der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) und der Bund deutscher Baumschulen (BdB) kämpfen an vorderster Front dafür, dass das Stadtgrün weit oben auf die politische Agenda gelangt. 

Nicht nur nützlich, sondern auch schön

Den ökologischen Nutzen von Bäumen zu betonen, ist gut und richtig. Was dabei jedoch allzu oft in den Hintergrund tritt, sind ästhetische Aspekte. Bäume nur auf ihre Funktionalität zu reduzieren, wird ihnen allerdings nicht gerecht. Wer sich mit Fachleuten unterhält, bemerkt schnell, dass viele von ihnen geradezu zärtlich über diese Organismen sprechen. Bäume sind nicht nur nützlich, sondern auch schön. Sie erfreuen das Auge und können sogar kulturhistorische Bedeutung erlangen. Es gibt eine Pflanzart für Bäume, die uns wie keine zweite an ihren ästhetischen Wert erinnern kann: Die der Solitäre, also einzelnstehender, oft hochgewachsener Bäume, die optisch ihre Umgebung dominieren.

Solitäre sind als freistehende, markante Großbäume wahre Landmarken. Doch die eine Baumart, die sich als Solitär eignet, gibt es nicht. Denn es geht nicht um Form und Blütenpracht des Baums, sondern um die Wirkung, die durch seine Pflanzung erzielt wird. Etwa in historischen Parkanlagen: Dort kennzeichnen jahrhundertealte Solitärbäume oft einen bestimmten Punkt und unterstreichen sorgfältig geplante Sichtachsen. Aber auch in Privatgärten erfreuen sich Solitäre als besonderer Blickfang großer Beliebtheit.

Jeder Baum hat Solitär-Potenzial

Anzunehmen, vor allem exotische Bäume würden sich besonders als Solitäre eignen, wäre allerdings ein Trugschluss. Die markanten Großbäume unterliegen keinen Trends. Grundsätzlich hat jede Baumart das Potenzial, als Solitär eine prächtige Wirkung zu entfalten – egal, ob es sich um ein einheimisches oder ein exotisches Gehölz handelt. Voraussetzung ist lediglich, dass es sich um eine möglichst langlebige Baumart handelt, die über eine ausgedehnte Wachstumsphase verfügt. Langfristig schließt das Baumarten wie Birke und Esche, die nur etwa 70 Jahre alt werden, aus – zumindest in öffentlichen Grünräumen. In Privatgärten können die Uhren auch anders ticken: Da mag es gern auch die einzelne Birke mit ihrer weißen Rinde sein, die als besonderer Blickfang den Vorgarten ziert.

Ob Pflanzungen tausendjähriger Baumarten (beispielsweise Ginkgo, Eiche und Ess-Kastanie) in öffentlichen Grünräumen oder solche kurzlebigerer Eye-Catcher im Vorgarten – die richtigen Ansprechpartner bei der Auswahl sind die Baumschulen. Viele von ihnen führen ein eigenes Sortiment an Solitärbäumen. Im Baumschulkontext heißt das, dass Jungbäume länger kultiviert werden als es normalerweise üblich ist. Da sie so eine entsprechende Wuchsgröße und Außenwirkung erreichen, ist ihr Verkaufswert ungleich höher. Mit dem Kultivieren von Solitären schaffen die Baumschulen die Grundlage dafür, dass wir Bäume nicht nur als nützliche Objekte wahrnehmen können, sondern als das, was sie gleichermaßen sind: Faszinierende Organismen, die schon lange vor uns die Erde bevölkerten und Mutter Natur symbolisieren wie kein zweites Lebewesen.

Hendrik Behnisch

Dieser Text ist mithilfe der freundlichen Beratung von Prof. Dr. Andreas Roloff (TU Dresden) entstanden.

Zur Person

Hendrik Behnisch, 1985 in Berlin geboren, ist seit 2018 verantwortlicher Redakteur des Supplements "Exkurs", das alle drei Monate den grünen Titeln des Patzer Verlags beiliegt. Zudem wirkt er an den Fachzeitschriften Neue Landschaft und Pro Baum mit.

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