Lichtlandschaften

Exkurs-Redakteur Hendrik Behnisch über das Marktpotenzial professioneller Lichtplanung im GaLaBau.

Während der warmen Jahreszeit wird die Terrasse für viele zur Erweiterung des eigenen Wohnzimmers – wenn sie gut beleuchtet ist, gern auch bis spät in die Nacht. Foto: Photographee.eu, Adobe Stock

„Mir ist ein Licht aufgegangen“, „das Licht am Ende des Tunnels“ und noch viele Redewendungen mehr: Kaum ein Begriff ist im deutschen Sprachgebrauch so positiv besetzt wie der des Lichts. Mit Licht assoziieren wir Sicherheit, Wärme und Wohlbehagen, mit Dunkelheit dagegen Gefahr, Kälte und Angst. Anders ausgedrückt: Der Mensch ist dem Licht von Natur aus zugewandt. Dieser denkbar simple Umstand beschert allen Akteuren der Lichtbranche eine hervorragende Ausgangsposition für ihre Arbeit. Wenn sich der Garten- und Landschaftsbau diese Gemengelage bewusstmacht, ist das gut fürs Geschäft. Denn Fachbetriebe, die Lichtplanung und -installation als Kompetenz in ihrem Portfolio führen, werden auf viel Gegenliebe stoßen – insbesondere bei Privatgartenbesitzern.

Großes Marktpotenzial

Beleuchtungslösungen für den Garten bieten – ähnlich wie Terrassen und Pools – ein Marktpotenzial, das der GaLaBau als Dienstleister zusätzlich ausschöpfen kann.

Bei Neukunden kann ein Beleuchtungskonzept schon bei der Gartenplanung ein lukratives Zusatzgeschäft sein. Doch auch bei Bestandskunden können sich Fachbetriebe mit Ideen zur Gartenillumination wieder ins Gespräch bringen – und so Folgegeschäfte anschieben.

Was die Lichtplanung für Privatgärten anbelangt, sollte man zunächst zwischen Funktions- und Stimmungsbeleuchtung unterscheiden. Während erstere der Trittsicherheit und der Abschreckung von Einbrechern dient, erfüllt letztere vor allem einen ästhetischen Zweck. Zu klassischen Elementen der Funktionsbeleuchtung zählen etwa ausgeleuchtete Wege, Stufen und Swimming-Pools. Diese Form der Illumination ist kein planerisches „Nice to have“, sondern ein echtes „Essential“ – hilft sie doch, Unfälle zu verhüten.

Das ist gut und wichtig, aber: Der deutlich kreativere Part gärtnerischer Lichtplanung ist es, die ästhetische Wirkung von Illumination in den Vordergrund zu stellen. Sicherheit ist in diesem Fall zwar auch ein Teilaspekt (schließlich erhellt auch „schöne“ Beleuchtung die Nacht), doch der Hauptfokus gilt der Inszenierung von Objekten. Ähnlich einem Bühnenbildner im Theater muss der Landschaftsgärtner hier eine ansprechende Gesamtkulisse für den Nachtgarten schaffen.

Der Nachtgarten als Kulisse

Entscheidend ist dabei die Frage: Worauf ruht der Blick des Gartenbesitzers, wenn er auf der Terrasse den Tag ausklingen lässt? Das in Kundengesprächen herauszufinden, ist der erste Schritt für eine gelungene Lichtplanung. Vielleicht hat er einen Lieblingsbaum, der auf der Bühne der Nacht im Rampenlicht stehen soll? Allerdings: Nicht zwingend müssen einzelne Objekte hervorgehoben werden. Eine Szenerie kann auch durch eine eher hintergründige Beleuchtung an Reiz gewinnen.

So können beispielsweise auf Höhe einer Grundstücksbegrenzung, also an einem Zaun oder einer Mauer, Bodeneinbau- oder Aufbaustrahler platziert werden. Erstere eignen sich, um gerade Flächen zu wie Haus-oder Garagenwände zu akzentuieren. Aufbaustrahler setzen Pflanzen oder Sträucher atmosphärisch in Szene.

Trotz des imposanten Werkzeugkastens, den Lichtplaner heutzutage nutzen können, sollte die Gartenbeleuchtung niemals zu grell, zu ausufernd werden. In ästhetischer Hinsicht sind es vor allem Hell-Dunkel-Kontraste, die den Nachtgarten interessanter und auch größer erscheinen lassen. Eine allzu grelle Illumination würde diesen Effekt zerstören.

Was aber noch viel wichtiger ist: Gerade der GaLaBau als Berufsstand mit ausgeprägtem ökologischen Bewusstsein sollte sensibel mit dem Thema Lichtverschmutzung umgehen – und dahingehend auch auf den Kunden einwirken. Wenn der Landschaftsgärtner beim Rasenmähen technische Scheuch-Vorrichtungen einsetzt, um die Überlebensrate von Insekten zu erhöhen, ist er dem Artenschutz auch an anderer Stelle verpflichtet. Sollte der Auftrag also auf eine prunkvolle, jedes Maß verlierende Gartenbeleuchtung abzielen, darf der Kunde in diesem Fall nicht König sein. Denn: Je heller und länger die Illumination, desto negativer die Auswirkungen auf die Tierwelt, deren Bio-Rhythmus dadurch gestört wird. Bedarfsgerecht zu beleuchten ist das Gebot der Stunde – damit unsere Umwelt intakt und der Lichtbegriff positiv bleibt. hb

Zur Person

Hendrik Behnisch, 1985 in Berlin geboren, ist seit 2018 verantwortlicher Redakteur des Supplements "Exkurs", das alle drei Monate den grünen Titeln des Patzer Verlags beiliegt. Zudem wirkt er an den Fachzeitschriften Neue Landschaft und Pro Baum mit.

www.neuelandschaft.de