Mit dabei statt außen vor

FÜNF FRAGEN AN…

Peter Schraml, Geschäftsführer von Massstab Mensch

Exkurs: Der Begriff „Inklusion“ ist aktuell in aller Munde. Was verstehen Sie darunter?

Peter Schraml: Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch dabei sein und nach seinen eigenen Fähig- und Fertigkeiten mitmachen kann. Daraus ergibt sich die Pflicht, den öffentlichen Raum – und dazu zählen auch Spielplätze – so zu gestalten, dass für alle Menschen nutzbare Angebote zur Verfügung stehen.

Was macht einen inklusiven Spielplatz aus?
Er muss gemeinsames Spiel ermöglichen. Orte, die allen Kindern Spielmöglichkeiten bieten, indem Angebote vorhanden sind, die auch – aber nicht ausschließlich – von Menschen mit Behinderungen genutzt werden können. Das bringt Menschen mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten zusammen, fördert Bewegung, berücksichtigt Vielfalt. Getreu dem Motto: Mit dabei statt außen vor.

Wie kann das umgesetzt werden?
Mit einem veränderten Fokus: Indem wir uns auf Fertigkeiten und Fähigkeiten konzentrieren, statt auf spezifische Behinderungen. So schaffen wir mit einem Leitfaden, der Inklusionsmatrix, deutlich breitere und vielfältigere Nutzungsangebote. Diese fordern mit unterschiedlichen Schwierigkeiten heraus und sprechen verschiedene Sinne an – mehr, als es auf spezielle Behinderungen abgestimmte Geräte je könnten.

Schafft man damit Spielplätze, wo jeder alles kann?
Nein, so etwas kann es nicht geben. Allerdings sollten diese Bereiche oder Angebote, die nicht von allen genutzt werden können, die Ausnahme sein. Das erfordert ein neues Denken. Der Personenkreis mit den höchsten Anforderungen, wie Rollstuhlfahrer oder Blinde, muss dabei unter dem oben genannten Fokus berücksichtigt werden, damit ein Spielplatz für alle attraktiv und sicher ist.

Bleibt dabei nicht der Spielwert auf der Strecke?
Ein Spielplatz dient auch dazu, „selbstsicheres“ Verhalten zu trainieren, indem man lernt, Gefahren wahrzunehmen und zu beurteilen. Auch darin werden Menschen mit Behinderungen gleichbehandelt. Indem wir kalkulierbare Risiken zulassen, entstehen herausfordernde, vielfältige und attraktive Spielplätze, die das Miteinander fördern, wo jeder etwas findet, das er kann und das ihm Spaß macht.

Zur Person

Peter Schraml,

Dipl.-Ing (FH) Architektur, MPA, ist Sachverständiger für Spielplätze, Obmann u.a. des Arbeitskreises Inklusion, Gründer und Leiter des Ausbildungs-und Beratungsinstituts Massstab Mensch, München. Das Institut widmet sich Fragen zur Barrierefreiheit und Sicherheit in Kitas und auf Spielplätzen sowie der Planung von inklusiven Spielräumen.

massstabmensch.de