Multifunktionalität oder Spezialisierung?

Fachamtsleiter Torge Hauschild über die Kriterien, die Bezirkssportanlagen in Zukunft erfüllen müssen.

Seit Juni 2023 wird die Sportanlage Hagenbeckstraße in Hamburg Eimsbüttel zu einer multifunktionalen Anlage umgestaltet. Foto: Ahner Landschaftsarchitektur und Bezirklicher Sportstättenbau, Hamburg

Wenn man die klassische urbane Bezirkssportanlage betrachtet, fällt sofort deren Ausrichtung an Schwerpunktsportarten wie beispielsweise Fußball und Leichtathletik auf. Aber ist eine solch starr definierte und spezialisierte Sportanlage noch zeitgemäß?

Auch aus meiner Sicht darf die aktuell oft beschworene „Sportanlage der Zukunft“ sich eben nicht mehr nur auf individuelle Schwerpunktinteressen konzentrieren, sondern muss deutlich flexibler ausgerichtet sein. Der Anspruch, wenigen Sportarten perfekte Rahmenbedingungen zu offerieren, geht am urbanen Zeitgeist und Bedarf vorbei. Stattdessen müssen für eine Vielzahl, durchaus auch antizipierte bzw. zukünftige Sportnutzungen sehr gute Rahmenbedingungen geschaffen werden. Und wenn wir ganz ehrlich sind: In dieser Betrachtung geht es tatsächlich nicht nur um sportliche Nutzungen, sondern immer mal wieder auch um ganz andere Nutzungen (beispielsweise Veranstaltungen), für die offene und multifunktionelle Freiflächen entscheidend sind.

Bestätigung für diese These fanden wir in Hamburg durch die im Rahmen einer Bundesförderung 2020 veranstaltete „Innovationskonferenz Urbaner Sportstättenbau“, in der insbesondere die teilnehmenden Landschaftsarchitekten und Planer diese Diagnose setzten.

Ungeachtet dessen hat selbstverständlich auch eine Spezialisierung weiterhin ihren legitimen Platz im Kanon der urbanen Sportinfrastruktur. Zu einer Stadt, die sich auch über Sport definiert, gehört auch der Blick auf den Leistungssport und dessen Bedürfnisse – sei es in der Planung von Leistungszentren, Olympiastützpunkten oder ähnlichem. Insofern gehört die Abwägung und Konsensfindung natürlich in diesen Entscheidungsprozess – ebenso wie die Beteiligung.

Dennoch muss ein urbaner Raum meines Erachtens verstärkt auf Multifunktionalität setzen. Denn die Fokussierung auf die Aktivierung der Bevölkerung (in Hamburg als „Active City Strategie“, s. u.) – und nicht ausschließlich der Förderung eines Anteils der bereits Aktiven – lässt für meine Begriffe keinen anderen Schluss zu.

Zur Person

Dipl.-Ing. Torge Hauschild,Jahrgang 1972, hat an der Leibniz Universität Hannover studiert. Er leitet seit 2017 das Fachamt Bezirklicher Sportstättenbau im Bezirksamt Hamburg-Mitte.

www.hamburg.de/active-city-strategie