Nachhaltige Beleuchtung für die Sterne

Astronom Dr. Andreas Hänel fordert einen stärkeren Schutz des Nachthimmels vor Lichtverschmutzung.

Ein zusehends gefährdeter Anblick: Der Sternhimmel über Spiekeroog mit den Lichterglocken vom Festland. Foto: Andreas Hänel

Kürzlich wurde in der renommierten Wissenschaftszeitung „Science“ ein Artikel veröffentlicht, der zeigt, dass die Aufhellung des Himmels in Europa jährlich um 6,5 Prozent zunimmt und dadurch immer weniger Sterne zu sehen sind. Verursacht wird dies durch den zunehmenden Einsatz künstlichen Lichts, das in der Luft gestreut wird und sich wie eine Lichtschleier über die Sterne legt. Immer mehr und immer heller scheint das Motto beim nächtlichen Licht zu sein, verursacht dadurch, dass LEDs als Lichtquelle stetig heller und billiger werden. Die Milchstraße, Polarlichter oder auch Kometen sind dadurch zusehends schwerer zu erkennen.

Dabei sollte grade in der jetzigen Zeit der teuren Energie mehr eingespart werden. Viele Kommunen sind gezwungen, ihre Beleuchtung wegen der hohen Stromkosten zu reduzieren. Und in der Tat muss man sich fragen, ob jede Straße, jeder Weg die ganze Nacht hindurch hell beleuchtet werden, wenn niemand unterwegs ist. Zumindest sollte das Beleuchtungsniveau erheblich reduziert werden, denn auch bei geringen Helligkeiten kann das menschliche Auge gut sehen – solange es nicht durch grelle Lichtquellen geblendet wird. So lässt sich die Lichtverschmutzung leicht reduzieren und damit viel Energie einsparen:

  • Nur Licht einsetzen, wenn es unbedingt notwendig ist, dabei besonders die Beleuchtung der Natur (Felsen, Bäume, Sträucher usw.) vermeiden.
  • Möglichst wenig Licht einsetzen, wie gerade für eine genügende Sehleistung erforderlich ist, und reduzieren oder abschalten, wenn es nicht mehr gebraucht wird. Besonders Werbe- oder Arbeitsplatzbeleuchtung sollte nur angeschaltet sein, wenn sie für ihre Aufgaben benötigt wird.
  • Das Licht nur dorthin lenken, wo es benötigt wird, etwa auf Verkehrsflächen. Insbesondere darf kein Licht unnütz in den Himmel gelenkt werden und besonders seitlich abgestrahltes Licht ist oft blendend.
  • Gerade für Insekten und viele andere Tierarten, aber auch den Menschen ist kaltweißes Licht mit hohen Blauanteilen nachts schädlich, daher sollte nur warmweißes oder besser orange-gelbes Licht in der Nacht verwendet werden.

Dass diese Forderungen nicht unrealistisch sind, sondern einfach angewendet werden können, zeigen als Best Practice-Beispiele die Sternenparks, deren Anerkennung durch die International Dark Sky Association mit Unterstützung der Fachgruppe Dark Sky der Vereinigung der Sternfreunde ermöglicht wurde: Naturpark Westhavelland, Nationalpark Eifel, UNESCO Biosphärenreservat Rhön, die Winklmoosalm, die Sterneninseln Spiekeroog und Pellworm und die Sternenstadt Fulda. Der Schutz des Sternenhimmels durch eine nachhaltige künstliche Beleuchtung ist mit etwas gutem Willen und Engagement möglich!

Zur Person

Dr. Andreas Hänel ist Physiker und Astronom und hat fast 33 Jahre als Leiter des Planetariums in Osnabrück Astronomie in die Öffentlichkeit gebracht. Im Ruhestand setzt er sich nun vor allem für den Schutz des Nachthimmels im Weltnaturerbe Wattenmeer ein.

lichtverschmutzung.de