Sinnvolle Kompromisse

FÜNF FRAGEN AN...

Jörg Haller, Leiter Öffentliche Beleuchtung bei den Elektrizitätswerken des Kantons Zürich (EKZ)

Exkurs: Welche Aspekte muss eine gute Außenbeleuchtung berücksichtigen?

Jörg Haller: Zunächst sollte sich eine Beleuchtung am Bedarf orientieren. Zentral dabei ist die Planung, um eine möglichst hochwertige Außenbeleuchtung zu erreichen. Gerade bei Beleuchtungsanlagen der öffentlichen Hand ist es sinnvoll, von Anfang an eine Fachperson beizuziehen, die alle wichtigen Aspekte (Sicherheit, Ökologie etc.) im Auge hat.

Sie haben untersucht, wie Insekten auf unterschiedlich starke Beleuchtung reagieren. Was haben Sie herausgefunden?

Wir haben seit 2017 verschiedene Feldstudien durchgeführt. Dazu haben wir verschiedene Lichtquellen installiert und diese mit Insektenfallen und Fledermausdetektoren ausgestattet. Die Erkenntnis: Ein Minimum an künstlichem Licht ist für die Umwelt immer am besten. Wenn man also beleuchtet, dann wirklich nur so lange wie nötig.

Heißt das: Wer bedarfsorientiert beleuchtet, betreibt Artenschutz?

Ich würde sagen: Wer seine Beleuchtung bedarfsgerecht nach den zuvor genannten Kriterien auslegt, leistet hierzu einen wichtigen Beitrag.

Welchen Einfluss hatte die Lichtfarbe auf die Sensitivität der Insekten?

Wärmere Lichtfarben hatten tendenziell eine geringere Anlockwirkung auf Insekten. Was uns bei den ersten Versuchen überraschte, war, dass der Effekt weniger stark ausgeprägt ist als erwartet.

Wie haben Sie diese Erkenntnisse in Ihre Beleuchtungsplanung integriert?

Wir versuchen dies so gut als möglich bei der Auswahl von Leuchten und bei der Lichtplanung zu berücksichtigen. Doch Beleuchtungslösungen zu finden, die das Bedürfnis nach Sicherheit auf Straße und Gehweg befriedigen, aber gleichzeitig so wenig Streu- und anderes Störlicht produzieren wie nötig, ist oft ein Spagat. In der öffentlichen Beleuchtung stehen andere wichtige Anforderungen nicht immer im Einklang mit der Ökologie. Hier versuchen wir sinnvolle Kompromisse zu finden.

Wichtig ist, dass das Thema gerade bei der öffentlichen Hand institutionalisiert wird. So arbeiten wir derzeit an einem Projekt zum Fledermausschutz im Kanton Zürich. Doch auch im Privatbereich gibt es noch Potenzial. Hier versuchen wir immer wieder zu sensibilisieren.

Zur Person

Jörg Hallerleitet seit 2010 die Abteilung Öffentliche Beleuchtung und Smart City bei EKZ. Zuvor war der Ingenieur einige Jahre in der Industrie und Forschung tätig.

ekz.ch