Stadt, Land, Spiel

Exkurs-Redakteur Hendrik Behnisch über die Erfolgsgeschichte eines Pumptracks in der "Fränkischen Toskana".

Outdoor-Fitness vom Feinsten: Die Anlage bietet der Dorfjugend einen beliebten Zeitvertreib und fungiert auch als Bühne, um individuelles Können zur Schau zu stellen. Foto: Claus Riegl/Litzendorf

Leuchtturmprojekte sind nicht nur Metropolen vorbehalten. Mitunter kommt es vor, dass kleine, kaum bekannte Gemeinden mit regelrechten Erfolgsgeschichten begeistern. So geschehen in der „Fränkischen Toskana“ im Landkreis Bamberg. Dort, in der 6.000-Einwohner-Gemeinde Litzendorf, ist eine Sportanlage entstanden, die Besucher weit über die eigene Region hinaus anzieht – und punktgenau den Zeitgeist trifft. Die Rede ist von Deutschlands modernster Pumptrack-Anlage, die 2019 in Betrieb genommen wurde.

Pumptrack statt Skate-Park

Da der Begriff „Pumptrack“ sicher nicht jedem geläufig ist, zunächst eine kurze Definition: Man versteht darunter eine künstlich angelegte Mountainbike-Strecke, die ein welliges Längsprofil aufweist. Wer sie nutzt, sollte eine gute Körperbeherrschung mitbringen – denn hier steht nicht das In-die-Pedalen-Treten auf dem Programm, sondern koordinierte, „pumpende“ Auf- und Abwärtsbewegungen des Körpers. Diese Bewegungsabläufe helfen dabei, Geschwindigkeit aufzubauen und die künstlichen Wellen der Anlage auf- und abzugleiten. Zugegeben: Nach einer besonders großen Nutzergruppe klingt das nicht unbedingt. Umso spannender ist die Frage, wieso man sich in Litzendorf für genau solch eine Anlage entschieden hat.

Bürgermeister Wolfgang Möhrlein, seit 2003 im Amt, erklärt die Hintergründe: „Unsere Jugend hatte sich schon jahrelang gewünscht, dass wir eine Skater-Anlage bauen“, so der 65-jährige CSU-Politiker, „aber die Gemeindeverwaltung war skeptisch, weil es bereits zwei in den Nachbargemeinden gibt.“ Da man die Bedürfnisse der jungen Leute aber nicht ins Leere laufen lassen wollte, suchte man im Herbst 2018 nach Alternativen.

Letztlich half der Zufall nach: Beiläufig erfuhr Möhrlein im Landratsamt vom Positivbeispiel Selb im Fichtelgebirge, wo kurz zuvor Bayerns größte Pumptrack-Anlage eröffnet worden war. Interessiert verfolgte der Bürgermeister diese Spur – und beauftragte seinen Stadtjugendpfleger Franz Bezold, den Schöpfer des Selber Pumptracks, Robin Specht, zu kontaktieren. Mit seiner Expertise als Ex-Mountainbike-Profi überzeugte Lokalmatador Specht – ebenfalls Franke – sofort, sodass der Grundstein für das Pumptrack-Projekt von Litzendorf schnell gelegt war.

„Es sollte etwas wirklich Neues sein“

Wichtig war dem Kommunalpolitiker, die Bürger von Anfang an mitzunehmen: „Wir haben das im Sport-, Kultur- und Jugendausschuss und auch mit den Jugendlichen intensiv besprochen“, erinnert sich Möhrlein und räumt ein: „Am Anfang gab es durchaus Unverständnis, da viele den Begriff Pumptrack noch nie gehört hatten.“ Spätestens als Specht persönlich nach Litzendorf kam, um die Vision mit Leben zu füllen, war allerdings bei allen Beteiligten „der Damm gebrochen“. Entscheidend dabei: Im Landkreis Bamberg gab es damals noch keine vergleichbare Anlage, sodass Litzendorf ein Alleinstellungsmerkmal erhalten würde. Oder wie Möhrlein es ausdrückt: „Wir haben uns gesagt: Wenn wir schon etwas Neues bauen, dann sollte es etwas wirklich Neues sein.“

Wie neuartig die Anlage ist, zeigt sich auch darin, dass sie mitnichten nur auf Teenager ausgerichtet ist. Die eingangs formulierte These der „kleinen Nutzergruppe“ wird von Litzendorf widerlegt, wie dessen Bürgermeister fast ein wenig stolz erklärt: „Unseren Pumptrack ist eine Mehrgenerationen-Anlage. Denn neben der großen Bahn gibt es auch eine kleine mit geringeren Schwüngen. Die können Kinder mit Dreirädern oder Bobby Cars befahren, und selbst Rollstuhlfahrer können sie nutzen.“

Dieser inklusive Charakter der Anlage hat letztlich dafür gesorgt, dass sie – trotz der anfänglichen Skepsis – ohne Wenn und Aber akzeptiert wurde. Die Eröffnungsfeier des Pumptracks im Sommer 2019 belegte das eindrucksvoll, sie sei „fast schon ein kleines Volksfest“ gewesen.

Allerdings: Der Bau ging ohne Beteiligung von Landschaftsgärtnern über die Bühne – Spechts Unternehmen RadQuartier vollzog die Arbeiten „von der Entsiegelung des asphaltierten Platzes bis zur Anlage der Hügellandschaft“ komplett aus einer Hand. Das ist aus GaLaBau-Sicht vielleicht der einzige Wermutstropfen – oder eben Ansporn, künftig selbst auf dem Pumptrack-Markt mitzumischen. Das Beispiel Litzendorf zeigt: Den Bedarf dafür gibt es. hb

Zur Person

Hendrik Behnisch, 1985 in Berlin geboren, ist seit 2018 verantwortlicher Redakteur des Supplements "Exkurs", das alle drei Monate den grünen Titeln des Patzer Verlags beiliegt. Zudem wirkt er an den Fachzeitschriften Neue Landschaft und Pro Baum mit.

www.neuelandschaft.de