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Exkurs-Redakteur Hendrik Behnisch über die Rolle von Baumaschinen bei der Nachwuchsgewinnung.

Der Berufsnachwuchs der Aspacher Firma Lukas Gläser, liebevoll „Straßenbande“ genannt, posiert vor dem Azubi-Bagger. Foto: Lukas Gläser GmbH & Co. KG

Anerkennung ist in unserer Gesellschaft ungerecht verteilt. Das zeigt sich auch darin, dass die Führer schweren Geräts je nach Berufsgruppenzugehörigkeit unterschiedliche Wertschätzung erfahren. Wer als Pilot einen Airbus oder eine Boeing fliegt, bekommt meist mehr Respekt gezollt als Zugführer oder Busfahrer im öffentlichen Nahverkehr. Bei Baggerfahrern sieht es ähnlich aus: Obwohl das Steuern der Stahlkolosse großes Können erfordert, haben Baumaschinenführer oft nicht das gebührende Renommee auf ihrer Seite.

Das ist nicht nur bedauernswert, sondern auch eine Hürde für die Nachwuchsgewinnung. Denn je weniger aktive Wertschätzung eine Berufsgruppe erfährt, desto weniger wird über sie berichtet. Und manch junger Mensch übersieht so einfach Jobs, auf die kein mediales Schlaglicht fällt. Bei der Baumaschinenbranche ist genau das der Fall: Obwohl viele Teenager sie nicht per se unattraktiv finden, haben sie das Tätigkeitsfeld rund um Bagger und Radlader oft nicht auf dem Schirm. Den Fachkräftemangel fürs schwere Gerät dürfte das nur noch weiter verschärfen. Führende Köpfe bei Baubetrieben und Herstellerfirmen haben das längst erkannt – und Maßnahmen ergriffen, die im Sinne einer guten Branchen-PR durchaus Aufmerksamkeit verdienen. Schauen wir im Folgenden also genauer hin.

Azubi-Bagger für die „Straßenbande“

Ein Best-Practice-Beispiel starker Nachwuchsgewinnung kommt aus dem baden-württembergischen Aspach, wo das Straßen- und Tiefbauunternehmen Lukas Gläser seinen Sitz hat. Bei der Firma stehen aktuell 18 Azubis in Lohn und Brot, deren Identifikation mit Arbeitgeber und Beruf auf besonders originelle Art und Weise gestärkt wird. Das Unternehmen hat eigens für seine Azubis, die in ihrer Gesamtheit liebevoll „Straßenbande“ genannt werden, einen Cat Kettenbagger 315 erworben, der ihnen exklusiv als Azubi-Bagger zur Verfügung steht.

Dass das schwere Gerät komplett in den Verantwortungsbereich der jungen Leute fällt, ist schon optisch erkennbar. Während die übrigen Baumaschinen von Lukas Gläser enzianblau gefärbt sind, erstrahlt der Azubi-Bagger in weiß – ohne dabei seine Flottenzugehörigkeit zu verhehlen. Denn die enzianblaue Beschriftung schlägt die Brücke zur traditionellen Firmenfarbe des Straßen- und Tiefbauunternehmens. Uniformität ist dennoch nicht gewollt, im Gegenteil: Da die Maschine exklusiv von den „jungen Wilden“ des Unternehmens gefahren wird, soll sie auch nach außen etwas „wilder“ anmuten. Schriftzüge wie „#Baggern macht Spaß“, „#Geht ab“ oder „#Mach mit bei der Straßenbande“ lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass hier die Generation Twitter am Steuer sitzt.

Firmenchef Christoph Kübler will mit dem „bunten Hund“ der Maschinenflotte nicht nur seinen Azubis den Rücken stärken, sondern verfolgt noch grundlegendere Ziele. „Unsere Branche hat leider ein Image-Problem“, sagt er und fordert: „Baggerfahren muss so attraktiv werden wie Playstation zu spielen.“ Um die Baumaschinenbranche „sexy“ zu machen, sei es wichtig „den Nachwuchs zu animieren“. Dem Azubi-Bagger kommt dabei eine Schlüsselrolle zu.

Bleibende Anerkennung

Wie ernst es Kübler mit dem Nachwuchs meint, zeigt sich auch darin, dass seine 18 Azubis ihre Namen auf der Fahrerkabine verewigen durften. Es ist davon auszugehen, dass die jungen Leute diesen speziellen Kettenbagger wohl immer im Herzen tragen werden – ganz anders als so manches Videospiel. Denn das Hochgefühl, den Endgegner im letzten Level besiegt zu haben, ist flüchtig. Aber die Anerkennung, die sie im Betrieb erfahren, die bleibt.

Und wenn die Lukas Gläser-Azubis privat schildern, welche Projekte sie mit „ihrem“ Kettenbagger realisiert haben, dürfte der Freundeskreis hellhörig werden. Nicht nur, dass der Bau-Nachwuchs schweres Gerät steuern und spannende Baumaßnahmen unterstützen darf. Hinzu kommt, dass das Ergebnis seiner Arbeit für jedermann konkret sichtbar ist. Während die Top-Scorer- Punkte nach dem Zocken einen einsamen Triumph ohne gesellschaftlichen Nutzen markieren, befriedigt der Einsatz mit der Baumaschine auf mehreren Ebenen. Zum einen erleben die jungen Leute Teamarbeit, die sie als „Straßenbande“ weiter zusammenschweißen. Und zum anderen schaffen sie mit jedem Bauprojekt eine bessere Infrastruktur und damit eine lebenswertere Umwelt für ihre Mitmenschen.

Diese Botschaft gilt es beständig in die Welt zu tragen und mit Best-Practice-Beispielen zu untermauern – die Nachwuchsgewinnung kann davon nur profitieren. Das dürfte die Baumaschinenbranche – ganz im Sinne Christoph Küblers – ein Stück weit „sexy“ machen. Und die Führer schweren Geräts ebenso. hb

 

Zur Person

Hendrik Behnisch, 1985 in Berlin geboren, ist seit 2018 verantwortlicher Redakteur des Supplements "Exkurs", das alle drei Monate den grünen Titeln des Patzer Verlags beiliegt. Zudem wirkt er an den Fachzeitschriften Neue Landschaft und Pro Baum mit.

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