Urbane Bühnen

Exkurs-Redakteur Hendrik Behnisch über das Für und Wider von Wasserspielplätzen in Zeiten des Klimawandels.

Der Wasserspielplatz „Plansche“ im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick verspricht erfrischenden Sommerspaß für die ganze Familie. Foto: Dennis Talartsik, Flöter & Uszkureit

Silbrig schimmernde Kaskaden bestaunen, Matschburgen bauen oder einfach nur im kühlen Nass planschen – auf Wasserspielplätzen kommen Kinder voll auf ihre Kosten. Das gilt umso mehr, je heißer die Sommer auch hierzulande werden. Denn Wasserspielplätze bieten willkommene und frei zugängliche Abkühlung im öffentlichen Raum. Gemeinhin gelten drei Bausteine als typisch für Wasserspielplätze: Pumpen, Quellausläufe und Fontänen. Sie ermöglichen eine dynamische Interaktion mit dem Element, das uns Menschen am nächsten ist und unsere Sinne besonders intensiv anspricht. Wichtig: Zum Durststillen ist das kühle Nass nicht geeignet, laut DIN 18034 sollen Wasserspielplätze aber zumindest Badewasserqualität aufweisen.

Wasserspielplätze im Klimawandel

Ungeachtet dieser positiven Aspekte sind Wasserspielplätze für Städte und Gemeinden ein kostspieliges Vergnügen. Wie der MDR im Sommer 2023 berichtete, gibt beispielsweise Halle (Saale) in Sachsen-Anhalt pro Jahr durchschnittlich 160.000 EUR für Wasserspiele aus. Geld, mit dem auch Schlaglöcher in der Straße gestopft oder Grünflächen gepflegt werden könnten. Ist eine sechsstellige Stumme für Wasserspielplätze in Zeiten klammer Kommunalkassen noch verhältnismäßig?

Die Landschaftsarchitektin Dr. Katrin Korth findet: Ja. Und liefert dafür einige überzeugende Argumente. Zum einen weist sie darauf hin, dass es eine Frage der sozialen Gerechtigkeit ist, öffentliche Wasserspiele in Betrieb zu lassen. Denn: Privat-Pools würden in immer wieder aufflammende Diskussionen über Wasserverschwendung nur unzureichend thematisiert, so Korth. Bliebe das bei gleichzeitiger Abschaltung öffentlicher Wasserspiele so, träfe man die weniger Privilegierten. Dem kann man nur zustimmen: Es wäre paradox, jene zu „bestrafen“, die auf Angebote des öffentlichen Raums angewiesen sind, um individuellen Freizeitwert zu erfahren.

Gerade aus der Perspektive der grünen Branche kommt ein weiterer wichtiger Aspekt zum Tragen: Stadtklimatische Gründe. Wenn der Garten- und Landschaftsbau an vorderster Front für den klimagerechten Umbau unserer Städte kämpft, dann sollte ihm dabei jede Hilfe willkommen sein. Und Wasserspiele sind laut Korth „Bausteine, die eine direkte Abkühlung der Haut und eine indirekte Abkühlung durch die Lufttemperatursenkung im kleinräumigen Umfeld möglich machen“. Wir sehen also: Der Erhalt und Ausbau von Wasserspielen ist dringend geboten. Nun, da wir das geklärt haben, können wir ohne störende Stimmen im Hinterkopf einen Blick auf zwei besonders schöne Beispiele werfen.

Inspirierende Beispiele aus Berlin und Halle (Saale)

Im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick findet man unweit des Treptower Parks den Wasserspielplatz „Plansche“, der von Mai bis Ende September vom örtlichen Bezirksamt betrieben wird. Der Wasserspielbereich beherbergt mehrere wassersprühende Tiere aus Sandstein und Beton, Nebeldüsen sowie Wasserkanonen,- schirme und -schläuche. Seit umfassende Sanierungsarbeiten im Juli 2022 abgeschlossen wurden, punktet die „Plansche“ mit komplett modernisierter Wassertechnik. Viele neue Düsen werden automatisch gesteuert. Die Anlage ist mit Sensoren ausgestattet, die auf Wind und Temperatur reagieren: Wird es zum Beispiel bei Gewitter stürmisch oder liegen die Temperaturen unter 21 Grad, schaltet sich das Wasserspiel automatisch ab und bei „Besserung“ der Situation wieder an. Das Wasser sprudelt in Intervallen, abwechselnd aus verschiedenen Düsen – bei optimalen Wetterbedingungen folgt auf 20 Minuten Wasserspaß eine 20-minütige Pause.

Weniger modern, aber nicht minder inspirierend ist ein Wasserspielplatz in Halle (Saale): Die „Früchte des Meeres“. Im südlichen Stadtteil Silberhöhe gelegen, beherbergt die 1995 eingeweihte Anlage aus Naturstein gefertigte Schnecken, Muscheln, Ammoniten sowie Fabelwesen, aus den Wasser spritzt. Allerdings sind die „Früchte des Meeres“ arg in die Jahre gekommen. Aktuell haben alle Wasserspeier der Silberhöhe eine trockene Kehle, der Wasserspielplatz ist außer Betrieb. Der Grund: Die technischen Anlagen sind mittlerweile so verschlissen, dass es über lange Zeiträume zu einem hohen Wasserverlust gekommen ist. Die Zwangspause des Wasserspielplatzes will die Stadtverwaltung nun für dessen umfassende Sanierung nutzen. Kostenpunkt: Rund 376.000 Euro. Mit dem Geld aus dem Förderprogramm „Soziale Stadt“ sollen die „Früchte des Meeres“ nicht nur totalsaniert, sondern auch verkleinert werden. Noch etwas Geduld, dann heißt es in der Silberhöhe wieder: „Wasser marsch!“. Ein Motto, das Kommunen bundesweit beherzigen sollten. hb

Zur Person

Hendrik Behnisch, 1985 in Berlin geboren, ist seit 2018 verantwortlicher Redakteur des Supplements "Exkurs", das alle drei Monate den grünen Titeln des Patzer Verlags beiliegt. Zudem wirkt er an den Fachzeitschriften Neue Landschaft und Pro Baum mit.

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