Sitze aus Metallgittern, Bänke ohne Lehne, entfernte Abfalleimer, fehlende Abstellmöglichkeiten für Getränke, Plätze ohne Schatten und Schutz vor Regen – die Liste ließe sich noch lange fortsetzen, wenn man einmal die Details der sogenannten „defensiven Architektur“ aufzählen möchte.
In den letzten 20 Jahren sind in vielen Städten die öffentlichen Räume neugestaltet worden und heute können wir vielerorts feststellen, dass diese anders als ihre Vorgänger aussehen. Prägend waren Debatten über Sicherheit und Sauberkeit der 2000er Jahre, in denen diese Themen größte Aufmerksamkeit gefunden haben und man versprach sich von der Gestaltung der öffentlichen Räume auch eine Verringerung der Kriminalitätsfurcht. Der Grundgedanke von defensiver Architektur: Die öffentlichen Räume sollten nicht belagert werden und der Aufenthalt sollte zeitlich begrenzt sein.
Mehr oder weniger explizit wurden damit insbesondere Menschen ohne festen Wohnsitz „ausgeladen“, um sich auf Bänken hinzulegen und dort ihre Zeit zu verbringen. Im Zusammenspiel mit ordnungsrechtlichen Maßnahmen wie dem Alkoholverbot und unverdächtigen Maßnahmen der Stadtwerke, um morgens diese Sitzgelegenheiten nass zu reinigen, ist es im Ergebnis dazu gekommen, dass die öffentlichen Räume nicht mehr zum längeren Verweilen einladen und hauptsächlich nur noch gastronomisch Aufenthaltsqualität erzielen. Wie wenig sie den meisten Menschen jenseits von Konsum zu bieten haben, konnte während der Corona-Zeit beobachtet werden, also die Geschäfte geschlossen und die Innenstädte tot waren.
Nicht nur die Obdachlosen haben hier keinen Platz mehr, auch alle anderen Menschen, die für ein bis zwei Stunden Sitzen unter Menschen kein Geld ausgeben können. Vertrieben werden auch Jugendliche und Kinder, Menschen mit Behinderung und ältere Menschen. Der Begriff „defensive Architektur“ ist deshalb irreführend. Verteidigt wird hier vielleicht nur der Ausschluss von Menschen, die von öffentlichen Räumen tatsächlich einen Ort zum Verweilen suchen.