Weniger ist mehr

Freiraumplanerin Dr. Katrin Korth über die Ambivalenz von Themenspielplätzen.

Wasserspielplätze sind für Korth ein positives Beispiel für Themenspielplätze. Foto: Lars, Adobe Stock

Wasserspielplätze sind für Korth ein positives Beispiel für Themenspielplätze. Foto: Lars, Adobe Stock

Kreatives Spielen von Kindern lässt sich am besten außerhalb von Spielplätzen beobachten: Am Strand, wo aus Sand und Wasser fantasievolle Bauwerke entstehen. Oder am Bachufer, wo aus Kieseln und Holzresten Stauwehre gezaubert werden. In Kinderköpfen schlummert ein unerschöpfliches Potenzial an Vorstellungswelten und Ideenreichtum, dass vor allem freien Raum braucht, um in die eigenen Vorstellungswelten eintauchen zu können. In unseren durchorganisierten und aufgeräumten Städten und Dörfern ist Freiraum für Kinder Mangelware. So kommt den Spielplätzen die wichtige Aufgabe zu, Freiräume zu gestalten, die fantasievolles Spiel möglich machen, die Anregungen für Bewegung und Miteinander fördern, die Herausforderungen bieten.

Dafür braucht es nicht viel. Dennoch wirken manche Spielplätze und hier vor allem Themenspielplätze, wie Möbelansammlungen, überfüllt mit bunten Objekten und oft genug bestenfalls hübsch anzuschauen. Themenspielplätze sind nicht grundsätzlich falsch. Wenn sich ein Thema wie ein roter Faden durch Angebote und Gestaltung zieht, kann das große Anziehungskraft haben und Beschäftigung mit einem speziellen Thema ermöglichen. Beispiele dafür sind Wasserspielplätze oder Spielplätze mit besonderen landschaftlichen oder kulturhistorischen Anknüpfungspunkten. Nicht zu unterschätzen ist auch der Wiedererkennungswert, Kinder orientieren sich nicht an Straßennamen, sondern treffen sich auf dem Dschungelspielplatz.

Themenspielplätze sind dann falsch, wenn eine durch das Thema bestimmte Formgebung die Funktion einschränkt, wenn kindliche Vorstellungswelten massiv in eine vorbestimmte Richtung gelenkt werden, wenn Objekte angehäuft werden, die keinen Spielwert haben und wenn verzerrte Bilder erzeugt werden. Denn ein einzelner Affe macht eben noch keinen Dschungel. Als Erwachsene sollten wir vorsichtig sein, unsere ästhetischen Maßstäbe auf Kinderwelten zu übertragen. Kinder brauchen das nicht und wir dürfen ihnen mehr zutrauen.

Zur Person

Dr. Katrin Korth

plant, forscht und lehrt im Grenzbereich zwischen Freiraum- und Stadtplanung sowie Infrastrukturplanung. Ihre Schwerpunkte sind blau-grüne Infrastrukturen, bewegungsorientiert gestaltete Freiräume sowie die Belange von Kindern und Jugendlichen als essenzieller Bestandteil menschengerechter Stadtentwicklung.

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