Neue Wege der Stadtbegrünung

FÜNF FRAGEN AN…

Daniela Bock, 1. Vorsitzende von Grünclusiv e. V.

  1. Zu welchem Zweck wurde Ihr Verein gegründet, welche Ziele verfolgt er?
    In den 1990er-Jahren trafen sich am Rande der GaLaBau-Messe in Nürnberg regelmäßig Vertreter der grünen Branche zum Austausch. Man hatte das Gefühl, nicht wirklich etwas Sinnvolles zu bewegen. Aus diesem Geist entstand Grünclusiv e. V., um mit innovativen Ideen, Tatendrang und Know-how zukunftsweisende Stadtgrün-Projekte zu initiieren.
     
  2. Was steckt hinter dem Neologismus „Grünclusiv“?
    Wir wollten damit zum Ausdruck bringen, dass das Grün bei allem, was für die Stadtentwicklung gedacht wird, inclusive sein muss.
     
  3. Sie haben jüngst zwei Begrünungsprojekte an der Nürnberger Lorenzkirche verwirklicht. Wie kam es dazu?
    Die Kirchengemeinde St. Lorenz wünschte sich 2020 für ihr Jahresmotto, das große Gebäude „ins Grüne“ zu stellen. Grünclusiv hat diesen Wunsch mit Rollrasen, riesigen Kübelbäumen und Staudenbeeten drei Wochen lang wahr werden lassen. Der Zuspruch aus der Bevölkerung war so groß, dass zumindest die Kübelbäume dorthin dauerhaft zurückgekehrt sind.
     
  4. Sind Bauminstallationen mit Pflanzkübeln mittelfristig die bestmögliche Begrünungsoption für versiegelte Innenstädte?
    Wir arbeiten derzeit an verschiedenen Lösungen zur temporären, modularen Begrünung von hochversiegelten Räumen, wie etwa Innenstädten. Kübelbäume sind hier nur ein Teil des Repertoires. Auch über modulare grüne oder blühende Flächen mit multifunktionaler Ausstattung kann eine intensive Raum- und Klimawirkung erzielt werden.
     
  5. Der monatelange Lockdown hat teils zu starker Übernutzung und Vermüllung städtischer Parks geführt – welche Lehren müssen wir daraus ziehen?
    Zum einen müssen in Neubauquartieren viel mehr robuste Freiflächen eingeplant und im Bestand viele bisher versiegelte oder ignorierte Bereiche aktiviert werden. Wo hohe Dichte herrscht, kann man auch über die Nutzung von Dächern zum Aufenthalt und Fassaden zur Begrünung nachdenken. Die Wichtigkeit von städtischem Grün kann kaum hoch genug eingeschätzt werden.

Zur Person

Dipl.-Ing. Daniela Bock, Jahrgang 1966, ist Landschaftsarchitektin und Stadtplanerin. Sie ist Gründerin und Inhaberin des interdisziplinären Planungsbüros Grosser-Seeger & Partner in Nürnberg. Zudem ist sie  1. Vorsitzende des Vereins Grünclusiv e. V.

gruenclusiv.de