Böse Zungen behaupten, dass hinter dem Vormarsch der Akku-Technik nichts weiter steckt als der politische Zeitgeist. Oder, etwas spitzer formuliert: Ein Denken, das zwar klimafreundlich, aber ökonomisch fragwürdig ist. Als ob Greta Thunberg höchstpersönlich in die Chefetagen von Hersteller- und Anwenderfirmen eingedrungen wäre, um mit erhobenem Zeigefinger Druck auf sie auszuüben. Das ist natürlich Unsinn, da Kommunen und GaLaBau bei allem Klimabewusstsein vernünftig wirtschaften müssen – und neue Technologien nur dann Fuß fassen, wenn sie den Praxistest dauerhaft bestehen.
Kommunale Grünpflege: Die Mischung macht`s
Rüdiger Dittmar, Leiter des Amts für Stadtgrün und Gewässer in Leipzig, sagt dazu: „Man muss der Mannschaft Geräte an die Hand geben, mit der sie die Leistung erbringen kann, die von ihr erwartet wird.“ In der Sachsenmetropole wird das pragmatisch gehandhabt. Zwar hat die Stadt Leipzig in diesem Jahr den Klimanotstand ausgerufen. Dennoch können deswegen nicht nur Akku-Geräte zum Einsatz kommen.
„Alle Kommunen engagieren sich im Klimaschutz und interessieren sich zwangsläufig für Akku-Technik, da sie CO2-Emissionen verringert“, so Dittmar. „Wir müssen aber auch wirtschaftlich denken. In der Praxis führt das bei uns zu einer Mischung aus Akku- und benzinbetriebenen Geräten.“ So sieht Dittmar in seinem Amt beispielsweise ein großes Potenzial für vollelektrische Heckenscheren und Motorsägen – auch unter dem Aspekt des Gesundheitsschutzes der eigenen Mitarbeiter.
Dass von einem Akku-Einsatz um jeden Preis in Leipzig nicht die Rede sein kann, zeigt ein ohnehin streitbares Beispiel: Laubbläser. Aufgrund ihrer Lautstärke stellen die Geräte bundesweit regelrechte Hassobjekte bei Anwohnern dar. Dennoch setzt Leipzig weiter auf treibstoffbetriebene Geräte: „Akku-Laubbläser kommen bei uns schnell an ihre Grenzen, zumindest auf Friedhöfen bringen wir deshalb weiterhin Modelle mit Verbrennungsmotoren zum Einsatz.“
Diesen Pragmatismus will Dittmar aber nicht als Akku-Skepsis verstanden wissen: „In den Kommunen ist der Weg für Akku-Geräte frei – sofern eine steigende Leistungsfähigkeit gewährleistet ist. Wo wir können und wo es betrieblich Sinn ergibt, setzen wir sie schon heute ein.“
GaLaBau: E-Baumaschinen überzeugend, aber (zu) teuer
Auch die landschaftsgärtnerische Perspektive auf das Thema ist von Ausgewogenheit geprägt, wie im Gespräch mit Firmenchef Udo Lindenlaub vom Weimarer GaLaBau-Betrieb Lindenlaub deutlich wird. Seine Mitarbeiter haben das Gelände der Bundesgartenschau in Erfurt 2021 gestaltet – und ihr Werk auch unter Zuhilfenahme von großen E-Maschinen getan.
Bei der Ausschreibung für das Projekt war es sogar ausdrücklich Bedingung, dass die Bewerber über emissionsfreie Baumaschinen verfügen. Der Grund: Bei den Arbeiten im Danakil Wüsten- und Urwaldhaus sollten die exotischen Pflanzen vor Abgasen geschützt werden. Da Lindenlaubs Maschinenpark aktuell keine Akku-Baumaschinen enthält, leaste der Firmenchef sie kurzerhand aus Wacker Neusons zero emission-Produktpalette.
Besonders der Mini-Bagger EZ17e hat es Lindenlaub angetan. „Von der Leistung her hat er mich voll überzeugt“, sagt er und erläutert einen zentralen Vorzug der Maschine: „Die Wärme von Auspuffgasen kann Pflanzen schädigen und Hecken einen hässlichen dunklen Streifen verpassen. Früher haben wir uns oft mit schützenden Holzplanken beholfen, aber so ein E-Minibagger ist natürlich die elegantere Lösung. Im Privatgartenbereich hat er definitiv Zukunft.“
Darauf angesprochen, ob er sich nun einen EZ17e für seinen Maschinenpark zulegen will, zögert Lindenlaub, ehe es aus ihm hervorbricht: „Das größte Handicap von Akku-Baumaschinen sind die hohen Anschaffungskosten. Sie sind – Stand heute – fast doppelt so teuer wie Benziner. Für uns rechnet sich das noch nicht.“
Während sich handgeführte Akku-Pflegegeräte also etabliert haben, gibt es bei E-Baumaschinen im GaLaBau noch ein starkes Wachstumspotenzial. Oder anders gesagt: Noch sind nicht alle Spielarten der Akku-Technik so gebräuchlich wie es mitunter suggeriert wird.
Hendrik Behnisch