Kommunale Helfer

Exkurs-Redakteur Hendrik Behnisch über cleveres Wirtschaften in kommunalen Fuhrparks.

Der Baubetriebshofleiter von Bad Wildbad, Samuel Mostroph (2.v.l.), ist mit dem breiten Leistungsspektrum seines umgebauten Kobelco SK 28 SR hochzufrieden. Foto: eberle-hald

Manchmal werden kleine, nicht gerade namhafte Kommunen quasi über Nacht bundesweit bekannt. Als etwa dem 1. FC Union Berlin der Aufstieg in die Fußball-Bundesliga gelang, wusste man plötzlich sogar am Chiemsee, wo Köpenick liegt. Das Schwarzwald-Örtchen Bald Wildbad ist auch so ein Underdog, der sich für bundesweite Schlagzeilen eignen würde – wenn die (Fach-)Presse denn genauer hinsehen würde. Gehen wir im Folgenden also mit gutem Beispiel voran. Nicht zuletzt deshalb, weil das Bemerkenswerte an Bad Wildbad eng mit unserer Branche verknüpft ist: Eine pfiffige Sonderlösung für den kommunalen Maschinenpark, die fünfzig Prozent der Haushaltsmittel eingespart hat.

Zielkonflikt beim Baggerkauf

Die Geschichte beginnt mit einem Dilemma: Bad Wildbad benötigte zwei neue Bagger, konnte sich aber nur einen leisten. Während einer auf dem ortseigenen Friedhof Gräber ausheben sollte, war der andere für Einsätze zur Straßenunterhaltung sowie rund ums Stadtgrün vorgesehen. Warum ein Friedhofsbagger nicht beides kann, erklärt der Leiter des örtlichen Baubetriebshofs, Samuel Mostroph: „Ein normaler Friedhofsbagger ist nicht für den regulären Baubetrieb konzipiert. Er ist klein, wendig und steht auf Krakenfüßen. Dadurch hat er zwar einen guten Grip, auch an leichten Böschungen, ist aber für den Straßeneinsatz ungeeignet.“

Mostroph musste also dem einen Aufgabengebiet Vorrang vor dem anderen geben – Friedhof oder Straße, das war hier die Frage. Ein Zielkonflikt, mit dem der Schwabe hörbar haderte: „Ich wollte nicht zwei Bagger kaufen, die letztlich beide nur Löcher graben – es musste doch möglich sein, dass eine Maschine beide Aufgabenfelder bearbeiten kann.“ Auch wenn hier die berüchtigte schwäbische Sparsamkeit aufblitzen mag – der Mann weiß, wovon er spricht. Schließlich übt Mostroph seine Funktion bereits seit 2017 aus und hat 22 Mitarbeiter unter sich.

2-in-1 Speziallösung

Als sich Mostroph hilfesuchend an einen externen Maschinenexperten wandte, hatte dieser die rettende Idee: Für das Schwarzwald-Örtchen sollte eine 2-in-1-Speziallösung realisiert werden. Ein „Sowohl als auch“ anstatt eines „Entweder oder“. Im Folgenden wurde der auserkorene Kompaktbagger, ein Kobelco SK 28 SR, mit einer EMB-Spezialanfertigung ausgerüstet. Das machte ihn zu einer Maschine ganz nach Mostrophs Geschmack: Einem flexibel einsetzbaren Allrounder. Der Drei-Tonner erhielt einen zusätzlichen, hydraulisch ausfahrbaren Teleskoparm, der über die herkömmliche Schnellwechselaufnahme des Baggers befestigt werden kann. An diesen Stiel lässt sich zusätzlich ein Grabgreifer anbauen, der die Reichweite um 1,70 Meter auf stolze 5,80 Meter erhöht. Das war genau, was Mostroph für den Friedhof gesucht hatte: So kann der Bagger über die zweite Grabreihe hinaus weitere Gräber ausheben, ohne aufwendig hin- und her manövrieren zu müssen. Für den Friedhofs-Einsatz des eigentlich „gebietsfremden“ Baggers sprach ein weiterer Aspekt: Dank eines NDR-Systems arbeitet der 24 PS starke Motor leise genug, um die andächtige
Ruhe des Gottesackers nicht zu stören.

Auch in ihrem „natürlichen Habitat“, dem Stadtgebiet, leistet die Maschine mittlerweile treue Dienste: Sie kommt in der Straßenunterhaltung als vollwertiger Kran zum Zug und kann mit verschiedenen Anbaugeräten ihre ganze Flexibilität ausspielen. Verlade- und Grabarbeiten, Bachbettbereinigungen und das Bergen von Gehölzen sind einige der Aufgaben, die der Bagger übernimmt. Wenn Straßenschilder neu gesetzt werden müssen, ist der Kobelco SK 28 SR ebenfalls zur Stelle. Mit einem Erdbohrer ausgestattet erweist er sich auch dann als verlässlicher Helfer.

Ein weiteres Plus: Der Bagger ist leicht und kompakt genug, um problemlos als „Passagier“ auf Reisen zu gehen. Mit einem Anhänger kann der Dreitonner durch das gesamte Stadtgebiet transportiert werden. Teleskoparm und Greifer wandern während der Fahrt in eine speziell gefertigte Stahlkiste, sodass Mensch, Maschine und Anbaugeräte den Einsatzort immer wohlbehalten erreichen. Somit erfüllt der neue Bagger nicht nur die Leistungsanforderungen, die an ihn gestellt werden, sondern integriert sich auch in logistischer Hinsicht mühelos in die Arbeitsabläufe. 

Entsprechend positiv fällt Mostrophs Fazit aus: „Der Bagger funktioniert tadellos, wir sind hellauf begeistert.“ Dass seine Speziallösung nun regelmäßig vom Band rollen wird, glaubt der Schwabe allerdings nicht: „Dieser Bagger ist exakt auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten, weshalb eine serienmäßige Produktion wenig Sinn hätte.“ Dass die Erfolgsstory made in Bad Wildbad dennoch einige Nachahmer finden könnte, räumt
Mostroph gern ein: „Unsere Lösung hat durchaus Aufsehen erregt. Mehrere Kommunen in der Region haben mich kontaktiert, um sich nach der Praxistauglichkeit unseres Spezial-Baggers zu erkundigen.“ Und da der Bauhofleiter ausschließlich Positives zu berichten hatte, dürfte es wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis die nächste Kommune einen ähnlich kreativen Akzent in ihrem Maschinenpark setzt.

Hendrik Behnisch

Zur Person

Hendrik Behnisch, 1985 in Berlin geboren, ist seit 2018 verantwortlicher Redakteur des Supplements "Exkurs", das alle drei Monate den grünen Titeln des Patzer Verlags beiliegt. Zudem wirkt er an den Fachzeitschriften Neue Landschaft und Pro Baum mit.

www.neuelandschaft.de